Dieser ungewöhnliche Fisch ist mit verschiedenem Aberglauben umgeben. Seine Körperform erinnert an die Schlange, ein spätestens seit Adam und Evas Sündenfall berüchtigtes Tier.
Hinzu kommt die Lebensweise des Aals. Gelegentlich, wie es heißt besonders in finsteren, mondlosen Nächten, verläßt er das Wasser und soll, folgt man dem Latein der Jünger Petri, bevorzugt
Erbsenfelder aufsuchen.
Ein Rätsel ist die Fortpflanzung der Aale, hat man sie doch in heimischen Gewässern niemals beim Laichgeschäft beobachtet. In geschlachteten Tieren ist, anders als bei anderen Fischen, weder
Milch noch Rogen zu finden.
So meinte man, die Aale enständen aus Schlamm, den Juni/Juli die Sonne erwärmt. Dieser Vorgang ist aus der Antike als Zeusgeburt bekannt. Francis Bacon ging davon aus, daß die Aale sich alle zehn
Jahre zu neuen Geschöpfen regenieren (WALTON, 135f.), ähnlich der sich regelmäßig häutenden und darum für unsterblich gehaltenen Schlange.
Der Aberglaube rät: „Um Aale zu erzeugen, und damit einen Teich zu besetzen, schneidet man von einer Haselstaude einen Sprossen, sticht dann ein Stück Waasen aus, welches umgekehrt auf die Erde
gelegt wird und legt die Haselsprosse darauf; auf dieses lege man ein gleiches Stück Waasen, so daß die beiden unteren erdigen Teile einander berühren und die Haselsprosse dazwischen liegt. Nach
wenigen Tagen nimmt man den oberen Waasen ab, und wenn sich viele kleine blaue Würmlein an der Sprosse zeigen, so deckt man den abgenommenen Waasen wieder darauf, bindet beide mit einer Schnur
zusammen und wirft das ganze in einen Teich, wovon selbiger mit einer Menge Aalen besetzt wird, obwohl vorher niemals welche darin waren.” (Das 6. und 7. Buch Mose, 41)
Tatsächlich zieht es die erwachsenen Europäischen Aale aus den Flüssen wie magisch zum Meer hin. Soweit es sie in geschlossene Gewässer verschlagen hat, werden die Aale dabei sicherlich auch ein
Stück über Land wandern. Denn ihr Ziel ist die Sargassosee/Karibik, ein warmes „Tangmeer”, wo sie in großer Tiefe laichen und danach in Erfüllung ihres Lebens absterben.
Mit dem Golfstrom treiben die Jungaale während dreier Jahre gemächlich nach Europa, wobei sie zunächst eher wie ein Blatt aussehen und keinerlei Ähnlichkeit mit ihren Eltern haben. Ihre
amerikanische Verwandtschaft hingegen zieht westwärts an die Küsten des amerikanischen Kontinents.
Erreichen sie die Küsten, haben sie sich in durchscheinende Glasaale verwandelt, die in gewaltigen Mengen die Flüsse heraufziehen - jedenfalls in früheren Jahren, denn heute ist ihr Bestand durch
Zerstörung der Lebensräume und Überfischung gefährdet.
Warum die Aale solch merkwürdige Sitte pflegen, ob die Aalwanderung irgendeinen Sinn für die Erhaltung der Art hat, ist ungewiß. Viele Tiere kehren zur Hochzeit an den Ort ihrer Geburt zurück,
von den Fischen zum Beispiel die Lachse, soweit ist die Aalwanderung besonders ungewöhnlich nicht. Einzig Entfernung und Ziel geben Rätsel auf.
Einer — allerdings nicht von allen Forschern ernsthaft in Erwägung gezogenen — Theorie folgend ziehen die Aale kaum anders als Lachse zum Laichen in ihre Heimatgewässer, der Unterschied ist
allein, daß es von ihrer Heimat nur noch das Sargassomeer gebe, der Rest sei die untergangene Insel Atlantis gewesen.
Diese habe etwa im Gebiet der Azoren mitten im Atlantik gelegen und sei demnach nicht übermäßig von der Kinderstube der Aale entfernt gewesen.
Weil die Golfströmung bei Vorhandensein einer solchen Großinsel anders verlaufen sei als heute — als ein Quirl inmitten des Atlantik — hätten die Aale ganz bequem mit der warmen Strömung zum
Laichen schwimmen können, die Jungaale wären ähnlich komfortabel zur Insel Atlantis getrieben (MUCK, 130ff.).
Die Form des Fisches läßt den Schluß zu, daß der Genuß seines Fleisches der Fruchtbarkeit bzw. der Libido förderlich ist. Das giftige Blut der Aale verwendete man gegen Hühneraugen, Warzen und
Leibschmerz (WEHR, 9).
In der germanischen Welt ist der Aal auch Unglücksbote. Im Jadebusen waren dereinst sieben reiche Kirchspiele, deren Bewohner derartig übermütig wurden, daß sie spaßeshalber ein Schwein in ein
Bett legten und einen Pfarrer herbeiriefen, damit der dem angeblich sterbenden Christenmenschen das Nachtmahl reiche. Als der Gottesmann das Zimmer betrat sah er, wie ein Aal aus dem Kaminfeuer
kroch. Darin erkannte er eine heraufziehende Katastrophe und eilte so schnell er konnte von hinnen. Kurz darauf versanken die Kirchspiele in der See („Untergegangene Dörfer bei Heppens”, KUHN u.
SCHWARTZ, 293f.). Das Motiv mit dem Schwein ist auch aus der Rungholt-Sage bekannt.
In Brandenburg soll man mit dem abgeschnittenen, noch lebenden Kopf eines Aals Warzen bestrichen, alsdann den Kopf begraben haben. Davon sollten die Warzen verschwinden (Praktika des täglichen
Lebens, 310).
Im Schwabenland soll man Säufern einen Wein zu trinken gegeben haben, in dem zuvor ein Aal ertrunken war. Der Trinker, dem man von der Behandlung nichts sagen durfte, sollte davon seiner
Trunksucht ledig werden. (ebd.)
Außerdem verordnete man Aalgalle in Wein als Mittel gegen Schlaflosigkeit. (ebd.)
Fieber soll man loswerden, indem man es einem Aal verschreibt und das Papier ins Wasser wirft. Sobald ein Aal die Notiz gefressen hat, sei man geheilt (Das sechste und siebente Buch Mosis,
299).
Gegen Schwerhörigkeit gewann man einen Absud aus der Galle eines Aals oder einer Forelle. Den erwärme man und träufle davon an drei Tagen je drei Tropfen in das zu behandelnde Ohr. Daß das helfe,
glaubte man in der Steyermark. (Praktika des täglichen Lebens, 309f.)
Außerdem hab i auch drei Sagen zum Aal gefunden:
Die Sage vom Tolkemiter Aal -> http://www.aefl.de/ordld/Sagen/westpreussensagen_01.htm
GRAF ISANG -> http://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/niedersachsen/div/grafisang.htm
l
Aal und Rauch -> http://www.bad-zwischenahn-touristik.de/bad-zwischenahn/typisch-bad-zwischenahn/sagen-legenden/entdeckung-des-smoortaals.html